Die Gelehrtengesellschaft rückt in Coronazeiten in den Fokus der Politik. Was genau macht die Denkfabrik aus Halle – und wer ist ihr neuer Chef?
Düsseldorf. Normalerweise nehmen sich die Wissenschaftler der Leopoldina viel Zeit. Ein bis zwei Jahre dauert es, bis eine Arbeitsgruppe der altehrwürdigen Gelehrtengesellschaft aus Halle an der Saale ein Ergebnis präsentiert, etwa das Altern der Gesellschaft oder die Klimaziele interdisziplinär beleuchtet. Doch was ist in Zeiten der Coronakrise schon normal?
Seit Gerald Haug vor sechs Wochen sein neues Amt als Präsident angetreten hat, veröffentlichte die Leopoldina bereits drei Ad-hoc-Stellungnahmen zur Pandemie. Das Dokument vom Ostermontag empfiehlt eine schrittweise Lockerung des Lockdowns – und könnte direkten Einfluss auf die Entscheidungen von Kanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs haben, die sich an diesem Mittwoch treffen.
Damit rückt eine bislang eher im Schatten gebliebene Institution in den Fokus der Öffentlichkeit, die im Jahr 1652 von vier Ärzten als „Akademie der Naturforscher“ gegründet wurde.
Seit Kaiser Leopold I. ihr 1687 die „völlige Zensurfreiheit“ garantierte, trägt die Gesellschaft seinen Namen. 2008 wurde die Leopoldina zur „Nationalen Akademie der Wissenschaften“ ernannt, beschäftigt 90 Mitarbeiter in Halle und Berlin.
Sie ist keine Uni oder betreibt Labore, sondern ist ein intellektueller Thinktank, der die deutsche Wissenschaft im Ausland vertritt und Politik und Öffentlichkeit unabhängig beraten soll. 1600 Wissenschaftler aus mehr als 30 Ländern sind hier vereint.
Das Präsidium wählt Neumitglieder aus, die sich durch bedeutende wissenschaftliche Leistungen auszeichnen müssen. 180 Nobelpreisträger finden sich in den Annalen, 30 unter den aktuellen Mitgliedern. Albert Einstein gehörte genauso zu dem elitären Zirkel wie Marie Curie oder Charles Darwin.
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