Die italienische Autorin Ginevra Lamberti beschreibt, wie sich ihr Land seit dem Amtsantritt der rechten Regierung gewandelt hat – und warum wir Melonis Rolle als Frau missverstehen.
Frankfurt. Ginevra Lamberti ist eine der erfolgreichsten italienischen Autorinnen der vergangenen Jahre. Nun erscheint ihr dritter Roman „Der Aufruhr unserer Herzen“ auf Deutsch. Die 39-Jährige schreibt darin über ihre alte Heimat, ein einsames Tal in Venezien, in dem sich Ende der Siebzigerjahre vor allem Frauen wie in einem Gefängnis fühlten.
Im Interview auf der Frankfurter Buchmesse zieht sie Parallelen zur heutigen Zeit und kritisiert die Rückschritte der ultrarechten Regierung, die seit genau zwei Jahren im Amt ist.
Frau Lamberti, die Männer in Ihrem Roman geben allesamt kein gutes Bild ab: Sie trinken, nehmen Drogen, schreien rum und schlagen Frauen …
Es ging mir darum, von Männern zu erzählen, die sich dabei ertappen, schlechte Dinge zu tun. Schlecht zu sein liegt vielleicht nicht in der Natur des Menschen. Schlecht wird man durch die Gesellschaft, dadurch, wie man aufwächst und geformt wird. Ich beschreibe einen Jungen, der in den 1970er-Jahren in Unwissenheit und Armut aufwächst und nicht den geforderten Männlichkeitsmodellen entspricht. Bei dem Versuch, ihnen nachzujagen, gerät er in ein schreckliches existenzielles Durcheinander, das ihn krank macht, wird gleichzeitig aggressiv und ängstlich. Andererseits beschreibe ich aber auch Frauen, die nicht nur leiden, sondern reagieren und zurückschlagen.
Fast jeden Tag gibt es Berichte über Gewalt gegen Frauen in Italien. Offenbar hat sich seit den Siebzigern nicht viel verändert?
Statistiken besagen, dass ungefähr alle drei Tage ein Frauenmord in Italien begangen wird. Bis vor Kurzem gab es in den Medien eine erbitterte Debatte, weil viele sich weigerten, den Begriff „Femizid“ zu verwenden. Dieses Wort sollte aber anerkannt werden, wenn es offensichtlich auf einer realen Grundlage beruht.
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