Unternehmen im Osten fehlen Fachkräfte, jetzt droht der Rechtsruck

Anfang September wird in Sachsen und Thüringen gewählt, die Länder dürften noch weiter nach rechts driften. Doch die Unternehmer brauchen zwingend ausländische Fachkräfte – und sorgen sich um ihre Zukunft.

Schmalkalden, Altenburg, Dresden, Stollberg. Als der Senior die Werkshalle öffnet, wummern die Kompressoren. Per Druckluft stellt Eproplast PET-Flaschen aus Kunststoffgranulat her, für Säfte, Quetschhonig, Autoflüssigkeiten. Modesto Richard Pesavento hat das Unternehmen in Schmalkalden, einer 20.000-Einwohner-Stadt im Südwesten Thüringens, Ende der 90er eröffnet, heute liefert es bis in die USA und nach Kanada.

Der 84-Jährige führt vorbei an ratternden Bändern, begrüßt jeden Mitarbeiter per Handschlag. „Kommt aus der Ukraine“, sagt er dann. Oder: „Aus Syrien.“ Die Hälfte der 110 Beschäftigten stammt aus dem Ausland, aus Afghanistan, der Türkei, Kolumbien, Kuba, Libyen, insgesamt 22 Nationen. Ohne ausländische Arbeitskräfte auszukommen: unmöglich.

Der Fachkräftemangel ist das größte Problem des Unternehmens. An Ingenieure kommen sie bei Eproplast noch ran, es gibt in Schmalkalden eine Fachhochschule. Aber es fehlen ihnen Maschineneinrichter und Leute fürs Topmanagement. „Deutsche finden wir derzeit kaum noch“, sagt Pesaventos Sohn, der mit zweitem Vornamen Marcus heißt – und sonst genau wie sein Vater. „Die gehen lieber nach Hessen oder Bayern, wo das Lohnlevel noch einmal höher ist.“

Dabei bieten sie hier auch eine extra Altersversorgung, einen Fitnessraum, eine Sonderprämie für Betriebszugehörigkeit. Aber sie bieten neuerdings auch: unsichere Perspektiven. Nur, dass das nicht an den Pesaventos liegt. Am 1. September wird in Sachsen und Thüringen ein neuer Landtag gewählt, drei Wochen später in Brandenburg. Laut den Prognosen dürfte die AfD im Erfurter und Brandenburger Parlament die stärkste Kraft werden, in Dresden sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU aus.

Bei den Pesaventos geht die Sorge um, dass der Standort Ost weiter leidet. „Die AfD ist destruktiv, sie will die demokratischen Strukturen zerstören, das ist die Gefahr“, sagt der Junior. „Wir könnten dichtmachen, wenn die ihre ‚Remigration‘ umsetzen“, meint der Senior.

Immer mehr Unternehmer im Osten positionieren sich vor der Wahl, gründen Aktionsbündnisse, treten in Unternehmensverbände ein, die sich für Weltoffenheit engagieren. Dabei ist das alles eine Gratwanderung: Die 30 Prozent Wählerpotenzial, auf die die AfD in Sachsen und Thüringen kommt, dürften rein statistisch gesehen auch in den Belegschaften sitzen.

Wie lässt sich dieses Dilemma aushalten? Wie gehen die Unternehmen, vom Start-up bis zum großen Konzern, damit um? Und lässt sich der drohende Standortnachteil auch wissenschaftlich belegen?

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