Nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung tritt Ferrari-Boss Louis Camilleri überraschend von all seinen Ämtern zurück. Jetzt übernimmt John Elkann.
Rom. Ferrari muss sich einen neuen Chef suchen. Völlig überraschend hat Louis Camilleri sein Amt hingeschmissen – aus „persönlichen Gründen“, wie der Sportwagenhersteller aus dem italienischen Maranello am späten Donnerstagabend erklärte. Der 65-Jährige werde seinen Platz „mit sofortiger Wirkung“ räumen, als Interimschef übernimmt kein Geringerer als John Elkann himself, mächtiger CEO von Fiat Chrysler und Spross des milliardenschweren Agnelli-Clans.
Camilleri hatte sich vor kurzem mit dem Coronavirus angesteckt und musste im Krankenhaus behandelt werden. Mittlerweile sei er zuhause und erhole sich dort von der Erkrankung, wie das „Wall Street Journal“ schreibt.
Schon seit einigen Tagen suchte man wohl in Maranello nach einem Nachfolger. Aber erst jetzt hat Elkann die Personalie den Mitarbeitern in einem Schreiben verkündet.
Elkann, 44 Jahre alt, führt nicht nur Fiat Chrysler, sondern auch die Beteiligungsfirma der italienischen Agnelli-Familie. Über die Holding Exor besitzt sie mehr als ein Drittel der Ferrari-Stimmrechte. In dem Schreiben an die Belegschaft drückte Elkann sein Bedauern über Camilleris Abschied aus. „Ich weiß, dass es für ihn kein einfacher Entschluss war, aber immer, wenn solche wichtigen Entscheidungen passieren, müssen wir das vollkommen akzeptieren.“ Camilleri wird auch sein Amt als Verwaltungsratschef des Tabakkonzerns Philip Morris International (PMI) abgeben, wie das Unternehmen mitteilte.
Camilleri ist in Ägypten geboren, seine Eltern kommen aus Malta und haben italienische Wurzeln. Er studierte in der Schweiz Wirtschaftswissenschaften und startete seine Karriere als Analyst. 1978 kam er zu Philip Morris, arbeitete sich hoch, übernahm 2008 den PMI-Chefposten. Schon seit 2015 saß er im Ferrari-Verwaltungsrat. Nach dem Tod von Manager-Ikone Sergio Marchionne im Juli 2018 übernahm Camilleri beim Autobauer die Führung. Er gab in den zweieinhalb Jahren nur wenige Interviews und trat selten in der Öffentlichkeit auf.
Unter seiner Ägide brachte Ferrari im vergangenen Jahr gleich fünf neue Modelle auf den Markt – ein neuer Rekord in der Firmengeschichte. Seinen Nachfolger erwartet nun ein vergleichsweise schwerer Start: Das Geschäft mit Luxuswagen ist in der Corona-Pandemie eingebrochen. Und auch auf der sportlichen Seite erreichte die Marke mit dem Pferdelogo zuletzt keine großen Erfolge mehr – derzeit liegt Ferrari in der Konstrukteurswertung der Formel 1 auf einem für den Traditions-Rennstall inakzeptablen sechsten Platz.