Werbung statt Propaganda

Kommentar: Der DFB fliegt nach Nordkorea

Die Reise geht in ein Land, über das die Welt kaum etwas weiß. Gewiss ist nur, dass dort ein totalitäres kommunistisches Regime herrscht. Dass ein Großteil der geschätzt 23 Millionen Bürger hungern muss, weil das Geld vor allem ins Militär und die Abschreckung des südkoreanischen Nachbarns gesteckt wird. Und dass Schulkinder schon mal früher in die Ferien geschickt werden, um Heizkosten zu sparen.

Nordkorea. Nicht gerade ein leichter Ausflug, den der Deutsche Fußball-Bund (DFB) da am Donnerstag antritt. Frauen-WM-Chefin Steffi Jones und DFB-Präsident Theo Zwanziger wollen Werbung für das Turnier im Sommer machen und einen Kooperationsvertrag mit dem Fußballverband unterschreiben.

Denn auch Nordkorea ist dabei – das Frauenteam steht derzeit auf Platz acht der Weltrangliste.

Erst im Jahr 2001 nahm Deutschland die diplomatischen Beziehungen zu dem Regime im Osten Asiens auf. Viel ist seitdem nicht passiert. Nun soll der Sport die Türen öffnen. Im Schlepptau der DFB-Delegation sind daher auch Bundestagsabgeordnete und Journalisten.

Doch der Reisetross, unter anderem mit Grünen-Chefin Claudia Roth, muss aufpassen, dass die WM-Werbung nicht zur Propaganda-Tour für Machthaber Kim Jong Il wird. Bei aller Euphorie um die „integrative Kraft“ des Sports (Zwanziger) und den Beitrag zur Völkerverständigung – in erster Linie basiert der Staat auf Menschenrechtsverletzungen, Repression und Pressezensur. Genau diese Themen muss die Delegation ansprechen – vor dem Auge der Öffentlichkeit.

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